Die Leichtigkeit des Lebens spüren lernen

Warum so schwer, wenn es auch einfacher geht?

 

Manchmal frage ich mich, warum wir Menschen es uns so kompliziert machen, wenn es auch unkompliziert sein könnte, warum wir in dunklen Gedanken versinken, wenn es genauso gut möglich wäre, das Leben in Farben zu sehen, warum wir uns in Sorgen verstricken, wenn wir doch gleichzeitig auch Leichtigkeit wählen könnten. Wir übersehen so oft, dass das Leben in seiner Essenz einfach ist, dass eine Aktion eine Reaktion hervorbringt, dass ein Anfang immer sein Ende in sich trägt und dass jeder Gedanke, den wir haben, nichts anderes ist als ein Satz, der mit einem grossgeschriebenen Buchstaben beginnt und mit einem Punkt am Ende endet.

 

Vielleicht haben wir nie gelernt, das Leben schlicht zu betrachten, vielleicht sind wir so sehr an Dramen, an Probleme, an Muster und Erwartungen gewöhnt, dass wir gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass es auch anders geht. Wir tragen Glaubenssätze in uns, die nicht unsere eigenen sind, wir haben Vorstellungen übernommen, die nicht zu uns gehören, und wir leben oft wie ein Teil eines riesigen Domino-Spiels, das schon lange vor unserer Geburt aufgestellt wurde. Ein Stein fällt, und wir fallen mit, weil wir glauben, es müsse so sein. Doch in Wahrheit können wir innehalten, wir können entscheiden, nicht mitzufallen, wir können stehen bleiben, und in genau diesem Moment beginnt ein neues Kapitel aber leider nur zu selten, denn die meisten von uns haben Angst vor Veränderungen.

 

Doch das Leben ist kein Rätsel, das darauf wartet, gelöst zu werden, auch wenn wir uns manchmal so verhalten, als müssten wir ständig auf der Suche nach Antworten sein, als müssten wir die eine Formel entschlüsseln, die uns alle Geheimnisse verrät. Das Leben ist viel eher wie ein erster Tanzkurs, bei dem es meistens reicht, die Musik zu hören und sich im Rhythmus zu bewegen, ohne jeden Schritt zu hinterfragen und ohne ständig die Angst zu haben, aus dem Takt zu geraten.

 

Ich habe erkannt, dass die meisten Menschen nur an der Oberfläche schwimmen, von links nach rechts, immer beschäftigt, immer unterwegs, aber selten wirklich bei sich selbst ankommen. Wir denken, planen, erwarten, zweifeln und bewerten, doch kaum erlauben wir uns, einfach zu fühlen, mitzufühlen, tief zu spüren. Und genau darin liegt die Chance, das Leben leichter zu machen,  nicht alles kontrollieren zu wollen, nicht in der Angst zu verharren, nicht ständig unter Strom zu stehen und nicht darauf zu warten, gehört, gesehen, geliebt oder verstanden zu werden. Stattdessen könnten wir vertrauen, loslassen und in Gelassenheit leben.

 

Frag dich selbst, ob du wirklich alles verstehen musst, oder ob es nicht genügt, manche Dinge einfach zu spüren. Frag dich, ob du wirklich alles festhalten musst, oder ob du nicht manchmal loslassen darfst, um zu sehen, was von selbst bleibt. Frag dich, ob du wirklich immer gegen dich kämpfen musst, oder ob es nicht viel schöner wäre, dich mit dir selbst zu verbünden.

 

Das Leben darf leicht sein, es darf voller Freude und voller Vertrauen sein, und es darf genau jetzt beginnen, nicht irgendwann in der Zukunft, nicht, wenn alles perfekt ist, nicht, wenn du endlich alle Antworten gefunden hast, sondern hier, in diesem Moment, mit der Entscheidung, es nicht mehr schwerer zu machen, als es sein muss. Vielleicht liegt das Geheimnis eines einfachen Lebens nicht darin, mehr zu wissen, mehr zu haben oder mehr zu leisten, sondern weniger zu wollen, weniger zu erwarten und mehr im Hier und Jetzt zu sein. Vielleicht bedeutet Leichtigkeit nicht, dass alles immer perfekt läuft, sondern dass du dich nicht mehr gegen die Unvollkommenheit des Lebens stellst, sondern sie umarmst, so wie sie ist und das beste draus machst.

 

Und wenn du diesen Gedanken zulässt, wirst du merken, dass du nicht alles im Griff haben musst, dass du nicht jede Angst besiegen musst und dass du nicht jede Unsicherheit auflösen musst. Es reicht, wenn du Schritt für Schritt gehst, wenn du aufhörst, im Schatten der Sorgen zu leben und beginnst, im Licht der Möglichkeiten zu stehen. Denn am Ende geht es nicht darum, das Leben zu bezwingen und  manchmal ist der einfachste Weg auch der schönste.