Die Gesetze der Natur und warum Gleichberechtigung kein Wettbewerb sein darf

Die Gesetze der Natur kann man weder biegen noch brechen. Sie bilden das stabile Fundament allen Lebens, konstant, unbestechlich und frei von menschlicher Meinung. Ohne diese universellen Ordnungen würde weder das Planet kreisen noch eine Blume blühen. Weder Tag noch Nacht stattfinden. Denn es sind Sonne und Mond, Ebbe und Flut, Licht und Dunkelheit, die das Gleichgewicht aufrechterhalten. Ohne uns zu fragen, ob uns das gefällt oder nicht.

 

Die Natur fragt nicht nach Zustimmung. Sie funktioniert einfach. Und wir Menschen sind ein fester Bestandteil davon. Wir sind keine Herrscher, keine Richter und vor allem nicht das Zentrum der Welt, wie wir es oft glauben und uns wünschen. Wir sind lediglich ein Element im grossen Zusammenspiel des Lebens. Dennoch gilt: Je moderner unsere Welt wird, desto mehr entfernen wir uns von diesem natürlichen Ordnungsgefühl. Wir hinterfragen alles – uns selbst, unser Geschlecht, unsere Rolle in der Gesellschaft, unseren Wert und vor allem unsere Identität als Mensch. Wir streben nach Veränderung und nach Kontrolle. Oft aus einem berechtigten Bedürfnis heraus, manchmal aber auch aus Unzufriedenheit oder aus einem tiefen Wunsch, uns neu zu definieren. Losgelöst von allem, was war.

 

Ein zentraler Ausdruck dieses gesellschaftlichen Wandels ist der Ruf nach Gleichberechtigung. Und ja – historisch betrachtet ist dieser Ruf vollkommen nachvollziehbar. Über Jahrhunderte hinweg hatten Frauen kaum Zugang zu Bildung, politischen Ämtern, finanzieller Unabhängigkeit oder körperlicher Selbstbestimmung. Die Emanzipationsbewegungen, die mit der Aufklärung begannen und im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichten, erkämpften für uns Frauen grundlegende Rechte: Mitbestimmung, Berufsfreiheit und persönliche Freiheit. Es war ein Aufbruch – mutig, notwendig und ohne Zweifel von grosser Bedeutung.

 

Doch heute, viele Jahrzehnte später, stelle ich mir die Frage: Wohin soll diese Bewegung noch führen? Wann haben wir begonnen, Gleichberechtigung mit Gleichmacherei zu verwechseln? Warum glauben wir, dass wahre Anerkennung nur im Vergleich mit Männern entstehen kann? Und vor allem: Warum verspüren so viele Menschen das dringende Bedürfnis, sich immer stärker mit ihren Vorlieben und Identitäten zu beschäftigen, statt sich Themen zuzuwenden, die das Leben in seiner Tiefe und Dringlichkeit berühren? Bildung, Klimaschutz, Frieden, Mitgefühl und gegenseitige Unterstützung, gerade in einer Zeit, in der Hunger, Armut, Kriege und Ungleichheit weltweit eskalieren.

 

Denn wenn wir ehrlich sind, sprechen wir oft nicht von Gleichberechtigung, sondern von Gleichmacherei. Frauen messen ihren Wert daran, ob sie genauso viel, genauso stark, genauso erfolgreich sind wie Männer. Doch warum dieser Wettbewerb? Warum dieser ständige Vergleich?

Die Natur vergleicht nicht. Sie bewertet nicht. Der Baum fragt nicht, warum er kein Fluss ist. Die Sonne beneidet nicht den Mond. Jedes Element erfüllt seine eigene Funktion. Gleichwertig, aber nicht gleich. Frauen und Männer sind unterschiedlich. Biologisch, hormonell, emotional. Das bedeutet nicht besser oder schlechter. Es bedeutet anders. Und aus diesem Anderssein entsteht eine natürliche Ergänzung, eine Balance und kein Kampf.

 

Ich möchte Frauen ermutigen, sich selbst nicht länger über den Vergleich zu definieren. Stärke muss nicht männlich sein und Fürsorge nicht weiblich. Weiblichkeit bedeutet nicht Schwäche, sondern Leben, Intuition, Kreativität, Verbindung. Der Versuch, sich an männlichen Maßstäben zu messen, führt oft nicht zu Freiheit, sondern zu innerem Konflikt. Zu einem Leben, das sich nach Außen richtig, aber im Inneren leer anfühlt.

 

Gleichberechtigung ist wichtig. Aber sie darf kein Wettbewerb sein, sie darf kein Krieg der Geschlechter werden, sondern ein Dialog auf Augenhöhe, getragen von Respekt vor den natürlichen Unterschieden die uns zu dem machen, was wir sind. Letztlich geht es nicht darum, wie gleich wir sind, sondern darum, wie wir einander ergänzen können. Nicht, wer mehr kann, sondern wer was beiträgt. Für mich persönliche, liegt genau darin die wahre Freiheit, nicht im Vergleich, sondern in der Rückkehr zur eigenen Natur.